"Haben Sie einen Hund gesehen?"

„Schon wieder?“ denke ich, als ich diese Frage bei meinem heutigen Morgenspaziergang höre. Ein Paar, sichtlich aufgebracht und auf der Suche nach ihrem Hund. Das ist jetzt schon das dritte Mal in wenigen Wochen, dass ich vor der eigenen Haustür erleben muss, wie Leute nach ihrem entlaufenen Hund suchen. Gefühlt viel zu oft. Wenn man allerdings bedenkt, dass in Deutschland jedes Jahr viele tausend Hunde vermisst werden ist es eigentlich nicht verwunderlich.

Dass man einen Hund, der gerne mal das Weite sucht grundsätzlich gesichert spazieren führen sollte, ist hoffentlich jedem klar. Gerade Hunde aus dem Tierschutz sollten mindestens in den ersten sechs Monaten grundsätzlich doppelt gesichert werden. Doch auch gut erzogene Hunde, die einen seit Jahren begleiten und die man meint gut zu kennen, können in unerwarteten Situationen ausbüchsen. Vielleicht rennt plötzlich Wild in unmittelbarer Nähe los, das man vorher nicht wahrgenommen hat. Oder der Hund wird von einem ihm unbekannten Reiz in Panik versetzt und rennt davon. Man steckt einfach nicht drin.

Die normale Reaktion der meisten Menschen, denen so etwas passiert, ist selbst in Angst und Panik zu geraten. Sie laufen in die Richtung, in der sie den Hund vermuten, rufen laut nach ihm, pfeifen. Bei dem letzten Vorfall dieser Art, den ich miterleben musste, kam ein Mann kreidebleich in schierer Panik auf dem Feldweg Richtung Parkplatz angerannt, wollte kurz wissen, ob ich einen Hund gesehen hätte und stieg anschließend in sein Auto. Die restlichen eineinhalb Stunden meines Spaziergangs konnte ich immer wieder sehen, wie er viel zu schnell alle Feld- und Waldwege abfuhr. In einem anderen Fall, den ich erleben musste, liefen Besitzer und ihre Freunde in heller Aufregung schreiend durch den Wald. Dieses Verhalten ist irgendwie nachvollziehbar, sinnvoll ist es allerdings keineswegs. Hunde nehmen die Angst und Aufregung auch auf Distanz wahr und es kann gut sein, dass sie dann genau deshalb nicht kommen.

Wichtig wäre es in dieser Situation eigentlich, vor allem mal Ruhe zu bewahren und genau dort zu bleiben, wo der Hund entlaufen ist. Viele Hunde kehren früher oder später an den Ort zurück, wo sie ihre Bezugsperson zurückgelassen haben. Wenn man die Stelle dennoch verlassen muss, ist es sinnvoll, dort etwas Vertrautes zurückzulassen, zum Beispiel ein Kleidungsstück das nach der Bezugsperson riecht oder eine Decke des Hundes. Außerdem sollte man etwas Wasser und Futter dort deponieren. Wenn der Hund die Gegend kennt sollte man außerdem zu Hause die Türe offen lassen, es ist gut möglich, dass er den Weg nach Hause alleine findet. Hat der Besitzer eine gute Beziehung zum Hund spricht auch nichts dagegen, dass er sich tatsächlich auf die Suche macht. Diese sollte allerdings möglichst ruhig verlaufen und der Besitzer sollte sich dabei möglichst normal verhalten.

Suchtrupps und Suchhunde sollten nur dann eingesetzt werden, wenn es sich um ein verletztes oder altes Tier handelt. Oder wenn der Hund mit einer Leine oder gar Schleppleine weggerannt ist und die Möglichkeit besteht, dass er sich irgendwo verfangen hat. Ist das nicht der Fall, macht es viel mehr Sinn, mit Kameras überwachte Futterstellen einzurichten und den Hund so quasi anzulocken. Hat man eine Futterstelle etabliert, kann man den Hund mit einer Lebendfalle einfangen.

Viele weitere wertvolle Informationen, wie man sich im Ernstfall verhalten soll, welche Institutionen informiert werden sollten und wo man Hilfe bekommen kann gibt es beispielsweise bei hund-entlaufen-baden-wuerttemberg.de. Ich empfehle jedem Hundehalter, sich die Informationen auf dieser Seite einmal ganz in Ruhe durchzulesen, damit er im Ernstfall genau weiß was zu tun ist. Vor einigen Wochen durfte ich selbst erleben, mit welcher Aufopferung die Leute, die hinter diesem Projekt stecken, im Einsatz bei der Sache sind und wie sie alles in Bewegung setzen um den entlaufenen Hund wieder nach Hause zu holen. Glücklicherweise gibt es Menschen, die ehrenamtlich unfassbar viel Zeit aufwenden um Menschen und Tieren in Not zu helfen.

Genau diese Adresse habe ich den beiden heute Morgen auch ans Herz gelegt. Meine Telefonnummer haben sie auch bekommen und das Angebot die Betreuung einer Futterstelle zu übernehmen. Bis jetzt habe ich noch nichts gehört. Ich hoffe sehr, sie haben Ihren Hund wieder gefunden und liegen jetzt gerade zu Hause mit ihm auf dem Sofa.