Wir müssen leider draußen bleiben

Ein oft geäußerter Wunsch von Hundebesitzern ist, dass ihr Hund lernt vor dem Einkaufsladen auf sie zu warten, ohne Theater zu machen. Gerne zeige ich Ihnen im Einzeltraining, wie Sie Ihren Hund dazu bringen geduldig auf Sie zu warten. Ich hoffe aber inständig, dass keiner meiner Kunden diese Fähigkeit seines Hundes dazu missbraucht, seinen Hund vor dem Supermarkt an den Fahrradständer zu binden.

Ein Häufchen Elend

Man begegnet ihnen leider immer noch täglich: zitternden, wimmernden, jaulenden oder kläffenden Hunden, die vor Einzelhandelsgeschäften an den Fahrradständer gebunden wurden. Egal wie oft ich diesen Anblick ertragen muss, ich kann mich einfach nicht daran gewöhnen. Es ist für mich nicht nachvollziehbar, wie man einem Hund so etwas zumuten kann. Unfähig aus dem Weg zu gehen, muss er hinnehmen, wie fremde Menschen viel zu nah an ihm vorbeilaufen. Von Hinz und Kunz muss er sich anfassen lassen, der ein oder andere bemitleidet ihn vielleicht auch noch und erklärt ihm wohlwollend, dass Herrchen oder Frauchen sicherlich gleich wieder da sein werden. All das zählt noch zu den angenehmsten Dingen, die so ein Hund allein vor der Ladentür erleben muss.

Der Teufel ist ein Eichhörnchen

Leider sind eben längst nicht alle unsere Mitmenschen Hundeliebhaber. Die Geschichten, die vom Jogger handeln, der den kleinen Yorkshire mit einem Tritt schwer verletzt hat, weil der ihm nicht schnell genug aus dem Weg gegangen ist finden sich täglich in den Tageszeitungen. Wenn so etwas in Anwesenheit des Hundehalters passiert, wie viel leichter fällt es dann jemandem, der Hunde nicht ausstehen kann, einen Hund, der allein und hilflos vor einem Laden sitzt, im Vorbeigehen zu treten. Auch nach diesen Geschichten müssen Sie nicht lange suchen: „Ich war nur kurz im Laden, dann habe ich Fipsi jaulen gehört. Als ich wieder rauskam hat er gezittert und konnte nicht mehr auf sein Vorderbein auftreten.“ Es passiert. Ständig. Hunde werden in der Zeit, in der ihre Besitzer im Laden „nur kurz ein paar Sachen einkaufen“, vor der Ladentür schwer verletzt.

Auf einmal war er weg

Auch diese Geschichte haben wir doch schon hundertfach gehört. Mopswelpen aus dem Garten gestohlen. Pudel aus dem Kofferraum geklaut. Labrador vor der Ladentür einfach mitgenommen. Hunde werden gestohlen. Jeden Tag. Und auf ebay wieder verkauft. Manche Leute haben einfach kein Gewissen und sind für ein paar Euro bereit Einiges zu tun. Ein Rassehund, angebunden am Laternenpfahl vor dem Supermarkt der auch noch freundlich mit dem Schwanz wedelt – den nimmt man dann halt einfach mal mit. Und wenn ich keine Ahnung von Hunden habe ist es auch egal, ob es wirklich ein Rassehund ist. Ganz ehrlich – mir ist es ein großes Rätsel. Jedes Fahrrad wird mit einem Fahrradschloss gesichert. Das Familienmitglied aber lässt man einfach mal so vor dem Laden stehen.

Gassi oder Einkaufen?

Die Spanne dessen, was Hunde, die vor dem Geschäft sich selbst überlassen werden, erleben müssen, ist sicher groß. Es muss ja nicht immer gleich zum Schlimmsten kommen. Ich bin mir aber ganz sicher, dass es kein Hund wirklich toll findet, wenn sein Herrchen ihn an einem fremden Ort festbindet und - sei es auch nur für eine Viertelstunde - ihn sich selbst überlässt.

Deshalb entscheide ich mich. Wenn ich einkaufen gehe, dann gehe ich einkaufen. Da dürfen meine Hunde entspannt zuhause auf dem Teppich schlafen. Und wenn ich mit meinen Hunden spazieren gehe, dann gehe ich mit meinen Hunden spazieren. Punkt.